St. Hans Kirche: Gemeindezentrum, Kirche und mittelalterlicher Garten
Über Morten Reenberg, den Namensgeber dieses Hofs, könnte man eine eigene Abhandlung schreiben. Nur wenige haben sich so intensiv um ihre „Schäfchen“ gekümmert wie er – in jeglicher Hinsicht. Als Morten Reenberg 1694 nach Stege kam, war er 34 Jahre alt. Er heiratete die 47-jährige Witwe seines Vorgängers, die sechs Kinder hatte, und bekam so auf einen Schlag Amt, Wohnung, Frau und sechs Kinder! Der Pfarrhof war damals schon 150 Jahre alt und reichlich verfallen. Morten Reenberg ließ den Hof weitgehend umbauen und versah die Wände oberhalb von 28 Türen mit charakteristischen Inschriften, beispielsweise die Tür zur Speisekammer: „Diese Tür bleibt nicht lange geschlossen, an die alle klopfen“. Oder mit großen schwarzen Buchstaben an die Küchenwand: „Neue Dienstboten haben Nadeln im Hintern, alte haben Dornen an den Füßen“. Und schließlich die Tür zur Audienzstube: „Tritt ein, sprich wenig über dich selbst, nichts Böses über andere, Gutes über alle, doch vorzugsweise über Gott“!
Damals gehörte zum Pfarrhof auch ein Wirtschaftshof, der weiter westlich hin zum Strand lag. Dort, wo sich die Scheune befand, war es ziemlich sumpfig, so dass die Getreideernte häufig schimmelig wurde. Aus diesem Grund ließ Morten Reenberg das Getreide in den Kuhstall und die Kühe in die feuchte Scheune bringen, „da die Kühe es besser vertragen, im Wasser zu stehen“! Auf einer großen Infotafel in der Kirche ist mehr über Morten Reenbergs Hof zu lesen.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass bei der Restaurierung ein größerer Schatz an Silbermünzen gefunden wurde! Das geschah just an dem Tag, an dem das Museum seine Ausgrabungen in dem Gebäude abgeschlossen hatte. Der junge Archäologe muss sich grün und blau darüber geärgert haben, dass nicht er diesen Fund machen durfte, der nur 30 cm unter einem Fußboden lag, wo 25 Jahre zuvor eine größere Fernwärmeanlage errichtet worden war! Vermutlich wurde der Schatz in den unruhigen Jahren um die Schwedenkriege unter einer Feuerstelle im Freien vergraben.
Die Kirche von Stege ist eine der größten Kleinstadtkirchen des Landes. Auf Seeland sind nur die Sct. Bendts Kirche in Ringsted, die Akademiekirche in Sorø und der Dom von Roskilde größer als die Johanniskirche (Sct. Hans Kirke) in Stege. Sie wurde im 13. Jahrhundert von Jacob Sunesøn aus dem Geschlecht Hvide errichtet, der im Übrigen sämtliche roten Backsteinkirchen auf Møn erbauen ließ: In Keldby, Borre und Magleby. Die Kirche von Stege hatte ursprünglich Zwillingstürme, die jedoch bei einem Brand 1457 mitsamt der Glocke einstürzten. Im Inneren der Kirche sieht man deutlich, dass sie mehrfach erweitert und umgebaut wurde. Hier können Sie auch eine schöne und ausführliche Broschüre über das Gotteshaus kaufen. Diese verrät jedoch nicht, dass der mysteriöse Raum gleich links hinter der Tür während des Zweiten Weltkriegs von 1940-45 zugemauert war und Kirchenbücher und Silber verbarg!
Vom Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts befanden sich Grabstätten sowohl unter dem Kirchenfußboden als auch draußen auf dem Friedhof. Es waren jedoch viel zu viele Leichen begraben worden, so dass sich drinnen wie draußen ein unerträglicher Gestank verbreitete. Aus diesem Grund wurden der Friedhof und die meisten Gräber aus der Kirche auf die Ostseite des Walls verlegt.
Im Inneren der Kirche stehen in einer nördlichen Nische jedoch noch immer zwei Sarkophage mit den sterblichen Überresten von Mitgliedern der Familie Moltke von Marienborg, und in der südwestlichen Nische steht eine große Figur namens „Freiheit“ des Bildhauers Bissen. Unter den Stufen befindet sich ein Grabkeller, in dem mehrere Mitglieder der Familie Hage beigesetzt sind. Auf der Ostseite des Kirchplatzes steht auch ein Gedenkstein für die Familie Hage. In einer Zeit, in der die Kirche Geld benötigte, hatte Pastor Reenberg nämlich die Idee, am „vornehmen Ende“ des Friedhofs gut bezahlte Grabstätten anzu-legen. So konnten sich diejenigen, denen es zeit ihres Lebens an Prestige fehlte, im Tod unter die feinen Leute mischen und gleichzeitig das leere Kirchensäckel füllen!
Gehen Sie nun durch das Tor in dem Teil der Kirchenmauer, der an das Gemeindezentrum grenzt, und gönnen Sie sich einen Besuch des mittelalterlichen Gartens. Dieser wurde von ehrenamtlichen Gartenfreunden angelegt und im Mai 2017 eingeweiht. Hier wachsen Heil- und Schnaps-kräuter, Gewürzkräuter und andere Pflanzen und es gibt Tische und Bänke, an denen man die kleine Oase von Stege in Ruhe und Muße genießen kann.
Folgen Sie anschließend der Kirchenmauer.
54.984168, 12.283578
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